Ein Bündnis für ambulante Hospizarbeit

06. März.2014 / Rheinische Post Düsseldorf

 Die meisten Menschen würden den letzten Abschnitt ihres Lebens gerne zu Hause verbringen. Doch nur wenige wissen,dass es ambulante Hospizdienste gibt, die – sogar kostenlos – dabei helfen könnten. Prominente wollen das ändern.

VON SEMIHA ÜNLÜ

Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff erinnert sich noch genau an die Worte seines ehemaligen Kindermädchens, das er am Ende seines Lebens begleitete. Immer wenn man der schwerkrebskranken Frau sagte, dass es Zeit für ein Hospiz sei, sagte Elsbeth: „Nur über meine Leiche!“ Sie wollte die Zeit, die ihr blieb, lieber zu Hause verbringen, in vertrauter Umgebung. In ein Hospiz zu ziehen verdeutlicht einem schließlich, dass der Tod unmittelbar bevorsteht, es keine Hoffnung mehr gibt. Dass es auch ambulante Hospizdienste gibt, die Betroffene zu Hause betreuen, erfuhren das ehemalige Kindermädchen und der ehemalige NRW-Kulturstaatssekretär erst von einer Ärztin. „Schon zwölf Stunden später kam eine Hospizbegleiterin, wurde schnell ein System zur Betreuung aufgebaut, in das sich Elsbeth nur noch fallenlassen musste“, sagt Grosse-Brockhoff. Und er und Elsbeth fragten sich, warum sie nicht schon früher an einen ambulanten Dienst gedacht hatten.

Damit es anderen Menschen nicht so geht, unterstützt Grosse-Brockhoff mit Prominenten wie Sabine Tüllmann (Bürgerstiftung) und Barbara Oxenfort (Weinhaus-Chefin und Jazz-Sängerin) die Arbeit des Hospizvereins Düsseldorf-Nord. Der ambulante Hospizdienst betreut Betroffene dank freiwilliger Helfer und in Kooperation mit einem Palliativmediziner und einem Krankenpflegedienst. Dem Verein sei es wichtig, dass die Erkrankten „noch etwas vom Leben haben und Hilfe dabei bekommen, was sie alleine nicht mehr schaffen“, sagt Kerstin Hommel – zum Beispiel bei Spaziergängen, Einkäufen oder auch Theaterbesuchen. Doch häufig würden sich die Kranken dafür viel zu spät beim Hospizdienst melden, könnten die Helfer nur noch im Endstadium pflegerisch und medizinisch helfen. Denn viele Menschen würden sich zwar mit Patientenverfügungen und Testamenten beschäftigten, nicht aber mit der Frage, wie man zum Beispiel mit einer unheilbaren Krankheit umgehen will.

Genau daran wollen die prominenten Unterstützer etwas ändern – indem sie über die Arbeit des ambulanten Hospizdienstes informieren und damit auch nicht zuletzt um finanzielle Hilfe bitten. Denn die Krankenkassen bezuschussen nur die Arbeit. Um die umfangreiche Betreuung weiterhin kostenlos anbieten zu können, sei man auch auf Spenden angewiesen, sagt Monika Hofmeister vom Hospizdienst.

Wie sehr auch die Angehörigen von Todkranken von der Unterstützung des Hospizdienstes profitieren können, weiß Sabine Tüllmann aus eigener Erfahrung: Als zwei ihrer Freundinnen schwer erkrankten und es offensichtlich wurde, dass sie sterben würden, wurde sie von den Helfern in der schwierigen Situation aufgefangen: Eine Freundin ging sehr offen mit ihrem baldigen Tod um, die andere versuchte, es zu verdrängen: „Durch den ambulanten Hospizdienst konnten wir als Freunde lernen, angemessen mit beiden Situationen umzugehen.“

Dass Betreuung auch für die Angehörigen wichtig ist, weiß Bestatter und Vereinsvorsitzender Claus Frankenheim: „Wir haben das Abschiednehmen verlernt.“ Was früher in Großfamilien selbstverständlich gewesen sei, etwa Angehörige zu betreuen und zu verabschieden, sei den meisten Menschen heute fremd. Deswegen würden sich die ehrenamtlichen Helfer immer auch der Angehörigen annehmen.

 

 

 

DER HOSPIZVEREIN

35 freiwillige Helfer unterstützen Todkranke

Gegründet 1992

Angebote 35 Helfer beraten und unterstützen Betroffene und ihre Angehörigen, arbeiten dabei eng zusammen mit einem Palliativmediziner und einem Palliativ-Pflegedienst. Alle Angebote sind für die Betroffenen kostenfrei.

Mitglied werden Der Jahresbeitrag liegt bei 15 Euro.

Hospizbegleiter werden Die Vorbereitung umfasst 100 Stunden und befasst sich u. a. mit den Grundlagen palliativ-pflegerischer Maßnahmen. Zur Ausbildung gehört auch die persönliche Reflexion über das Sterben und den Tod.

Kontakt Telefon 0211 615278
www.hospizverein-duesseldorf.de

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