Kinder sollen trauern können

Rheinische Post / 13. November 2010

Mit speziellen Seminaren hilft das Bestattungsunternehmen Frankenheim, Kinder den Tod von nahestechenden Menschen zu verarbeiten. Aber auch Erwachsene bekommen im Trauerkolleg Hilfe.

VON MICHAEL BROCKERHOFF

 

Gut gemeinte Umschreibungen für den Tod etwa der Oma helfen Kindern nicht, sondern schaden unter Umständen. „Es ist falsch zu sagen, dass Oma für immer eingeschlafen ist. Kinder können dann Angst vor dem Schlafen bekommen“, sagt Bestatter Claus Frankenheim. Auch das Sprechen von einer langen Reise schüre eher Ängste vor Urlaubsreisen. „Der Tod darf nicht vertuscht oder verleugnet werden“, sagt er. Damit sie die Erfahrung von Sterben und Tod verarbeiten können, seien die bewährten Trauerrituale hilfreich. Die können Kinder im Bestattungshaus Frankenheim  in speziell entwickelten Seminaren erfahren.

„Kindergärten, Schulen und Eltern sind bei den Seminaren eingebunden“, erklärte Frankenheim. So sei der Besuch des Bestattungshauses, das Anschauen der Särge, der Blick in die Hauskapelle oder in das Kolumbarium nur ein Teil des Seminars. Kindergärten würden zum Beispiel auch Exkursionen auf Friedhöfe planen. Dabei beachtet Frankenheim, der die große Qualifikation zum Trauerbegleiter erworben hat, auch die Entwicklungsstufen der Kinder. Drei- bis Fünfjährige hätten keine Angst vor dem Tod, „aus ihrer Sicht trifft er nur andere“, so Frankenheim. Aber die könnten Angst haben, verlassen und allein zu sein. Sechs- und Siebenjährige setzten sich dann mit Krankheit und Tod auseinander, die älteren bis zum Alter von etwa neun Jahren hätten ein sachliches Verhältnis zum Tod, wollten beispielsweise wissen, warum die Atmung aufhört oder warum ein Leichnam kalt ist. „Wenn etwa die Oma in der Kapelle aufgebahrt ist und Kinder ihre Hand berühren, spüren sie die Kälte“, berichtet Frankenheim. Aber solche Erfahrungen seien wichtig. Das Ritual des Aufbahrens, vor 100 Jahren in der Wohnung selbstverständlich, sei dabei hilfreich. Kinder spürten, dass der Tod ein Bestandteil des eigenen Lebens ist.

Was für die Kinder gelte, sein auch für Erwachsene nötig. „sie verdrängen häufig den Tod von Angehörigen und Freunden und können es deshalb in ihrem Leben schwer haben“, weiß Frankenheim aus Erfahrung. Er bietet daher auch Trauerseminare für Angehörige an. „Häufig kommen sie erst sechs oder zwölf Monate nach dem Todesfall, weil sie merken, dass sie ihre Trauer nicht bewältigen können“, berichtet er. Im Kreis von Menschen mit ähnlichem Schicksal werde ihnen klar, dass sie mit ihren Gefühlen nicht allein sind. Und sie können Perspektiven bekommen, wie die Leben auch ohne den geliebten Angehörigen gestalten könnten, so Frankenheim. Das gehe aber nur, wenn Tod und Trauer nicht verdrängt würden.

INFO

Trauerkolleg

Unter dem Stichwort Trauerkolleg fasst das Bestattungsunternehmen Frankenheim alle Hilfen zurTrauerverarbeitung zusammen. Dazu gehören Seminare für Kinder, Einzelgespräche für Angehörige, geschlossene Trauergruppen für 15 Teilnehmer, die zehn mal tagen, und ein Offener Trauertreff am 25. November, 9. und 23. Dezember von 16 bis 18 Uhr bei Frankenheim, Münsterstraße 75.

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